Jahreswechsel finde ich normalerweise genau so bemerkenswert wie den Verschmutzungsgrad von Gehsteigplatten. Außer dass das Dezember-Blatt vom Kalender im Altpapier landet (oder zusammen mit den Überresten von kurzzeitig lagalen Sprengkörpern auf dem Gehsteig), passiert nichts was der näheren Betrachtung wert wäre. Es vergehen weiterhin verlässliche 60 Sekunden in der Minute und der Gehsteig wird spätestens am Dienstag mit dem Laubbläser beglückt. Absolut unbesonders. Wenn nicht ausgerecht 2015 wäre.
Wir erinnern uns: Am 19. Mai 1919 singt ein gewisser Herr Koskelo für eine gewisse Victor Talking Machine Company die Marseljeesi. Etwa 90 Jahre später gibt es Herrn Koskelo und die Victor Talking Machine Company nicht mehr, dafür aber das Internet und mich, der die Marseljeesi als die einzig passende Stimme dieser verschrobenen Gesangs-Vorrichtung ansieht. Ebenfalls neu auf der Bilfläche: die Sony Music Entertainment, welche die Rechtsnachfolge der Victor angetreten hat, und das bizarre Copyright der Vereinigten Staaten. Unbestätigten Auskünften eine Anwalts zufolge beträgt die Schutzfrist für Tonaufnahmen in den USA 95 Jahre. Und weil das Internet in Amerika liegt, sind die Schutzfristen in der EU oder sonstwo vollkommen egal.
95 Jahre sind jetzt um.
Ich habe ihn lange genug versteckt.
Voilá: