Es ist 2015…

Jahreswechsel finde ich normalerweise genau so bemerkenswert wie den Verschmutzungsgrad von Gehsteigplatten. Außer dass das Dezember-Blatt vom Kalender im Altpapier landet (oder zusammen mit den Überresten von kurzzeitig lagalen Sprengkörpern auf dem Gehsteig), passiert nichts was der näheren Betrachtung wert wäre. Es vergehen weiterhin verlässliche 60 Sekunden in der Minute und der Gehsteig wird spätestens am Dienstag mit dem Laubbläser beglückt. Absolut unbesonders. Wenn nicht ausgerecht 2015 wäre.

Wir erinnern uns: Am 19. Mai 1919 singt ein gewisser Herr Koskelo für eine gewisse Victor Talking Machine Company die Marseljeesi. Etwa 90 Jahre später gibt es Herrn Koskelo und die Victor Talking Machine Company nicht mehr, dafür aber das Internet und mich, der die Marseljeesi als die einzig passende Stimme dieser verschrobenen Gesangs-Vorrichtung ansieht. Ebenfalls neu auf der Bilfläche: die Sony Music Entertainment, welche die Rechtsnachfolge der Victor angetreten hat, und das bizarre Copyright der Vereinigten Staaten. Unbestätigten Auskünften eine Anwalts zufolge beträgt die Schutzfrist für Tonaufnahmen in den USA 95 Jahre. Und weil das Internet in Amerika liegt, sind die Schutzfristen in der EU oder sonstwo vollkommen egal.

95 Jahre sind jetzt um.
Ich habe ihn lange genug versteckt.

Voilá:

Wheeeeeeeeeeee!

 

In wenigen Minuten werde ich einen Filmpreis gewinnen, und hinerlasse Bissspuren in einer Einladung für den Film ›The Art of Rap‹, der am 15.11.2012 im Lichtmess gezeigt wird.
In wenigen Minuten werde ich einen Filmpreis gewinnen, und hinterlasse Bissspuren in einer Einladung für den Film ›The Art of Rap‹, der am 15.11.2012 im Lichtmess gezeigt wird.

Happy End auf dem Radar-Festival. Eine Woche lang in meinem Lieblingskino haufenweise überwältigende, lustige und berührende Filme sehen, Begegnungen mit herzlichen, quirligen und jetzt gehen mir die Adjektive aus Menschen – abgefüllt mit Eindrücken aber dieses leichte Grinsen ist noch immer nicht weg. Es darf gerne noch einen Moment bleiben, mein erster Film ›Laulu‹ hat nämlich gestern abend auf meinem ersten Festival den ersten Preis für den besten Animationsfilm bekommen. Ich bin jetzt stolz und glücklich und noch ein bißchen verkatert.

Bei der Preisübergabe war mir leider ein stattlicher Teil meines Wortschatzes abhanden gekommen (etwa 99,99%), inzwischen konnte er sich langsam regenerieren, deswegen nutze ich die Gelegenheit, mal ein paar detaillierte Dankeschöns loszuwerden.

Ohne Sophia würde der Film nur aus ein paar Lippensynchron-Tests bestehen, die sich auf YouTube vielleicht einen LOL verdient hätten.

Ohne Olli gäbe es keine Geräusche. Ohne das 2025 hätte es keinen Drehort gegeben. Ohne Axel Hoffmann und Reinher Karl würde ich juristisch noch immer im Dunkeln tappen, und ohne Dr. Angela Plöger hätte ich den rätselhaften finnischen Gesang nicht verstehen geschweige denn untertiteln können.

And finally without Boris, Ale and Anthony I would still count international film festival rejections (IFFRs), while considering to create a private archive of failed projects (PAFP).

Euch und allen, die mich ausgebildet oder ausbilderische Eingriffe im exakt richtigen Moment unterlassen, alle die mich inspiriert, bezahlt, kritisiert und ermutigt habt ein richtig dickes Dankeschön!

Laulu

Nach über zwei Jahren Produktionszeit, mehr als 2000 Einzelbildern, unzähligen Versuchen, Umentscheidungen, gebrochenen Lötstellen, Wacklern und Neuanfängen sind 78 Sekunden Film fertig geworden.

Zu sehen ist ein Gerät, das ein Lied singt. Mein Besonderer Dank geht an den 2025 e.V. für den Platz und Oliver Peters (evapori) für die Geräusche.